Im Folgenden lesen Sie einen Gastbeitrag des Präsidenten der Region Kurdistan, Masoud Barzani, veröffentlicht in der Washington Post am 10. August 2014. Den Originalartikel finden Sie hier.
Heute werden die Menschen in der Region Kurdistan und im Irak von einer fanatischen und barbarischen Terrororganisation bedroht, die den Nahen Osten unter ihre Gewalt bringen möchte. Wir sind entschlossen, diese Bedrohung mit der Hilfe der Vereinigten Staaten und unserer Freunde auf der ganzen Welt abzuwenden.
Es kann nicht oft genug betont werden, wie gefährlich die jetzige Situation ist. Der Terroristen- Blitzkrieg des Islamischen Staates (IS) fegte mit dem Ziel der Eroberung und Kontrolle einer großen Schneise der Welt von Syrien aus bis in den Irak. Während einige der Bestrebungen außerhalb der Reichweite der IS liegen, so sind der Nahe Osten und Zentralasien durchaus greifbar.
Das Gemetzel und die Vernichtung in Syrien und Teilen des Irak zeichnen ein ungeschminktes Bild davon was in jedem Teil der Welt, in welchem die IS herrschen wird, künftig passieren kann.
Wir sind die treuen Verbündeten der USA hier in der Region, und wir haben als einzige die Kraft, die Mittel und den Willen, die tausenden Menschenleben von den Schrecken dieser Terroristen zu schützen. Aber wir schaffen das nicht alleine.
Es ist wahr, dass die Vorgeschichte dieser Krise politischen Ursprungs ist. Das gleiche galt für den Aufstieg des Nationalsozialismus. Da die Terroristen jetzt aber eine militärische Gewaltmaschine betreiben, handelt es sich nicht mehr um eine politische Krise, es ist vielmehr eine Sicherheitskrise. Die Welt muss jetzt handeln, um Völkermord und das Abschlachten von Unschuldigen zu verhindern. Jede Position, die von den Terroristen eingenommen und gehalten wird, sollte als sofortiges Angriffsziel erachtet werden, nicht nur die Orte rund um Erbil und dem Shengal-Gebirge. Dieser Kampf muss irgendwann von der zivilisierten Welt geführt werden. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es werden.
Unsere Peshmerga-Einheiten bilden die breite Front und Vorhut dieser zivilisierten Welt. 1991 und 2003 haben wir an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika gegen das Regime von Saddam Hussein gekämpft und wir werden ihnen nun wieder zur Seite stehen. Im Zuge der jüngsten Ereignisse und aufgrund des geografischen Fortschritts den IS in den letzten Wochen erzielt hat, teilt Kurdistan nun eine mehr als 1000 Kilometer lange Grenze mit den Terroristen. Daher brauchen wir dringend koordinierte Hilfe. Wir hoffen, dass die Luftangriffe der USA gegen die terroristischen Positionen am Freitag den 08. August nur der Anfang waren. Die Geheimdiensterkenntnisse der USA könnten helfen, die Fähigkeit der Terroristen zu Überraschungsangriffen zu reduzieren. Zusätzlich benötigen wir dringend schwere Waffen für die Peshmerga, um Gewinne am Boden zu erreichen.
Die Terroristen haben eine großen Teil des schweren US-Waffenarsenals der Irakischen Armee in Beschlag genommen. Mit der Einnahme von neuen Gebieten hat IS nun die Möglichkeit die Bevölkerung großflächig zu terrorisieren, zu indoktrinieren, wahrfähige Männer für militärische Zwecke zu rekrutieren, die Einnahmen durch Besteuerung und Kontrolle der Öl-Ressourcen zu erhöhen und ihr Informationsnetzwerk weiter auszubauen. Je stärker sie werden, desto schwieriger wird es sie zu besiegen.
Wir sind unseren Freunden im Kapitol und im Weißen Haus für die Unterstützung, die sie uns über Jahre hinweg zukommen ließen, sehr dankbar. Nur weil es diese missliche Situation so dringend verlangt, bitten wir unsere Freunde demütig uns abermals zu unterstützen.
In der vergangenen Woche starteten die Terroristen eine direkt Offensive gegen von Kurden gesicherte Dörfer , einschließlich des Bereichs um den Staudamm von Mosul, der Sinjar Gemeinde und dem Rabia Grenzübergang zu Syrien. Seit Jahrhunderten ist dieses Gebiet im Irak Heimat mehrerer Religionen und Sekten. Jetzt nicht mehr! Als erste Amtshandlung forderten die Terroristen Christen dazu auf zum Islam zu konvertieren, eine exorbitante Steuer zu zahlen oder mit tödlichen Folgen zu rechnen. Diejenigen, die sich nicht daran hielten, wurden auf schreckliche Weise ermordet. Zum ersten Mal in der Geschichte des Irak ist Mosul praktisch leer von Christen. Hunderttausende von Einwohnern, darunter religiöse Minderheiten der Christen und Jesiden, befinden sich in unmittelbarer Gefahr, einfach abgeschlachtet zu werden. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich hierbei um Völkermord handelt.
Währenddessen hat die Region Kurdistan, als Folge des Konflikts in Syrien und dem Fortschritt des Terrors im Irak, mehr als eine Million Flüchtlinge und intern Vertriebene aufgenommen.
Die Peshmerga sehen sich einem Feind mit weit überlegenen US-Waffen gegenüber. Es ist wichtig, dass wir von den Vereinigten Staaten aber auch von unseren anderen Freunden sofort militärische Unterstützung erhalten. An jedem Tag, an dem die Terroristen in der Lage sind frei zu agieren, kommen mehr und mehr Menschen ums Leben, verschärft sich die humanitäre Krise, und Zerstörung und Schrecken regieren.
Jede Religion, jeder Staat und jede Gemeinschaft hat die Aufgabe Zivilisation und Menschlichkeit zu unterstützen. Diese Länder, die die Kapazitäten haben uns zu helfen, allen voran die Vereinigten Staaten, müssen verstehen wie bedrohlich die Lage ist und entsprechend handeln. Wir müssen die Terroristen jetzt stoppen. Mit Unterstützung aus der Luft und militärischer Ausrüstung können wir es auch.