Am Dienstag, den 17. März 2015, fand in der Diplomatischen Akademie Wien eine Podiumsdiskussion zum Thema „Aufarbeitung, Anerkennung und Prävention von Völkermord: Geschichte und Gegenwart in Kurdistan-Irak“ statt. Veranstaltet wurde die Diskussion von der KRG-Vertretung in Österreich, anlässlich des Gedenkens der Giftgasanschläge auf die kurdisch-irakische Stadt Halabja vor 27 Jahren.
Die Diskussion wurde von vier Experten geführt:
• Der Journalist Michael Wrase berichtete von seinem Aufenthalt in Halabja am Tag nach dem Giftgasangriff und schilderte seine persönlichen Eindrücke und Emotionen. Weiterhin ging er auf die damalige geopolitische Lage ein und betonte wie wichtig eine rechtzeitige internationale Reaktion für die Kurden im Irak gewesen wäre. Schließlich verglich er die derzeitige „Shock and Awe“, also „Schock und Ehrfurcht“-Taktik der IS mit jener von Saddam Hussein, deren Ziel es sei, durch Terror und rohe Gewalt den Widerstand der Bevölkerung gering zu halten. „Massaker wurden schon in Halabja als Kriegsstrategie eingesetzt und werden es jetzt von der IS durch Köpfungen und Verbrennungen wieder“, so der Journalist.
• Die Obfrau des jesidischen Vereins „Mala Ezidiya“ in Österreich, Sundus Al-Najar, klärte die interessierten Gäste über den religiösen Hintergrund der Jesiden auf und ging auf die aktuelle Situation im Irak ein, wo unzählige Mitglieder ihrer Religion vom IS verfolgt, versklavt und getötet wurden. Außerdem betonte sie ihre Hoffnung auf eine Rückkehr der Flüchtlinge und die Notwendigkeit internationaler Hilfe, um wieder Frieden in die Region zu bringen.
• Die beiden Juristen Univ.-Prof. Dr. Hannes Tretter, welcher Professor am Forschungszentrum Menschenrechte der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte ist, sowie Richteramtsanwärterin MMag. Magdalena Pampalk erläuterten die völkerrechtliche Dimension von Völkermord und verglichen international anerkannte Kriterien mit den Verbrechen der IS. Außerdem erklärte MMag. Pampalk die Funktionsweise und Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofes im Falle von schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit und bei Genozid.
Anna Giulia Fink, Journalistin des Ressorts Außenpolitik des Nachrichtenmagazins profil, moderierte die Diskussion. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Mustafa Ramazan, dem Repräsentanten der Regionalregierung Kurdistan-Irak in Österreich, der alle Besucher willkommen hieß und sich herzlich bei den Rednern und der Moderatorin für deren Engagement bedankte.
Abschließend hatte das Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen, welche ausführlich von den Rednern beantwortet wurden. Die daraus entstandenen Gespräche wurden bei einem Empfang nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung fortgeführt.