In einem Interview mit dem Bürgermeister von Erbil, Herrn Nihad Qoja, im deutschen Tagesblatt Neue Württembergische Zeitung spricht dieser über die humanitären Konsequenzen der Mossul Offensive und die damit verbundenen zahlreichen Flüchtlingsströme in die Region Kurdistan.
Der Bürgermeister der Hauptstadt der Region erklärt, dass vor kurzem einerseits ein neues Hilfs-Abkommen zwischen der Regionalregierung Kurdistan-Irak und den Vereinten Nationen unterzeichnet wurde und die Zentralregierung in Bagdad darüber hinaus ihre Unterstützung zugesichert hätte. Ohne die Unterstützung von europäischen Ländern sei diese humanitäre Krise jedoch nicht zu meistern, so der Erbiler Bürgermeister. Derzeit leben in der Region Kurdistan über eine Million Flüchtlinge und Binnenvertrieben; ca. 200.000 davon in Erbil.
Um zu verhindern, dass sich unter die vielen weiteren Flüchtinge aus Mossul auch Extremisten mischen, laufen die Bemühungen der kurdischen Sicherheitskräfte auf Hochtouren – und das nicht ohne Erfolg, wie man an der relativ sicheren und ruhigen Lage in der Region Kurdistan erkennen kann, so Bürgermeister Qoja. Darüber hinaus würden die neuen Flüchtlinge nicht direkt in der Stadt Erbil aufgenommen, sondern in Pufferzonen etwa 40 Kilometer von Erbil und 35 Kilometer von Mossul entfernt. Dies solle potentielle Terroristen vom Eindringen in die Städte der Region abhalten.
Auf die Frage nach einem Plan für die Zeit nach der Befreiung der Stadt Mossul betont Nihad Qoja die dringende Notwendigkeit eines raschen Wiederaufbaus der zerstörten Gebiete und der Stadt Mossul, welcher nur durch die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft erfolgreich und rasch erfolgen könne. Nur so könnten die Menschen eines Tages wieder in ihre Heimat zurückkehren und sich die gesamte Region von der humanitären Krise erholen. Für die politische Administration Mossuls sei es entscheidend alle beteiligten Gruppen zu involvieren, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, so der Bürgermeister von Erbil.